Kennt ihr das auch? Ihr plant für den folgenden Tag eine etwas ausladendere Runde und am nächsten Morgen dann die Überraschung: lustlos, müde, schwere Beine.
Ich trödle dann meistens so vor mich hin bis ich es doch irgendwie nicht mehr aushalte. Allerdings sage ich mir dann immer: eine kleine Runde, einfach nur mal kurz raus. Und laufe los. So ein Stündchen vielleicht. Nicht mehr. So war es auch vor Kurzem wieder. Begleitet mich auf der Suche der Lauflust...
Ich startete zu Hause. Nach etwa 10 Minuten kam die erste Verzweigung. Und schon ertappte ich mich dabei, wie ich auf die längere Strecke abbog. „Aber nur das kurze Stück steil hoch - danach gibt es wieder die Abbiegeoption ins Tal zurück.​​​​​​​
Aber was passierte während des Laufens? Die schweren Beine spielten keine Rolle mehr. Müdigkeit? Pustekuchen. Die Lauflust? Wieder im Kommen. Allerdings setzte ich mir als Ziel, im GA1-Bereich zu bleiben. Nicht, dass mich doch wieder die Müdigkeit übermannt und die Beine nicht mehr mitmachen wollen.
Also ging es weiter. Schritt für Schritt. Das nächste Ziel? Der Gipfel der Hohen Kiste. „Den mache ich noch, und danach gehts wieder runter.“ Ich hatte natürlich viel zu wenig Trinken dabei. Aber unterwegs gab es ja genug Bäche. Also am ersten Bach die Kamelspeicher wieder aufgefüllt. ​​​​​​​
Am Gipfel schaute ich auf die Uhr und war sehr überrascht: Eine Stunde und 45 Minuten. Für knapp 1300 Höhenmeter. Und alles in gemütlichem Pulsbereich.
Das gab mir wohl den nächsten Motivationsschub. „Und so weit ist die Weilheimer Hütte ja auch nicht mehr weg.“ Und schon war ich unterwegs. Ein halbes Stündchen später hatte ich einen Liter Johannisbeerschorle in der Hand und stillte meinen
Durst. „Jetzt nur noch einen kurzen Abstecher auf den Krottenkopf und dann wieder nach Hause.​​​​​​​
Oben angekommen konnte ich mir unsere Skiabfahrt vom März nochmal anschauen. Einen schönen Durchschlupf hatten wir da gefunden. Es wurde aber auch etwas frischer mittlerweile und so lief ich wieder hinunter. Aber irgendwie konnte ich nicht widerstehen und bog links an der Hütte ab. „Ok ok...den Oberauer Steig hinunter und dann über die 7 Quellen zurück, aber nicht mehr.“ Schließlich sollte heute ja auch noch ein Gewitter aufziehen und die dunklen Wolken waren mittlerweile vorherrschend.
Leider „verpasste“ ich aber die Abzweigung und ging steil und direkt den Nordrücken zum Bischof hoch. Interessanterweise konnte ich den 3. Platz auf dem Strava-Segment ergattern. Dabei war ich doch gar nicht schnell...
Am Gipfel ein Wettercheck: Passt noch. Denn wenn man schonmal hier ist, muss man den Fricken einfach auch noch mitnehmen. Und ihr könnt es euch schon denken, ich bin noch schnell rüber. Aber jetzt endlich trat ich dann doch den Rückweg an. Hinunter durch das Frickenkar. Und wie jedesmal habe ich mich wieder verfranzt. ​​​​​​​
Nach etwas Suchen fand ich dann den Weg wieder zum Oberauer Steig und, wie soll ich sagen. Eigentlich mag ich hin nicht. Bei mir stellt sich da kein richtiger Flow ein. Aber das ist natürlich nur ganz subjektiv. Ich bin immer froh, wenn ich unten bin. Und als ich aus dem Wald herausgekommen bin, sah ich das Unheil um mich herum. Tiefschwarze Wolken. Regenschleier hier und da, Blitz und Donner in noch einiger Entfernung.
Ich wusste, trocken reicht das nicht mehr bis nach Hause. Aber ich entschied mich dazu, mittig des Loisachtals an der Loisach und nicht am Berg zurückzulaufen. Diese Strecke ist etwas kürzer. Nach kurzer Zeit trafen mich auch schon die ersten Tropfen, also schnell die Regenjacke drüber und weiter gings.
20 Minuten vor der rettenden Heimat stand ich dann aber in Mitten des Wolkenbruchs und links und rechts zuckten die Blitze in den Wolken, direkt gefolgt von dramatischen Donnerschlägen. Wohl denen, die nicht mehr am Berg oben waren. Es war eine sehr eindrückliche Stimmung.
Endlich erreichte ich das Kuhgatter vor meinem Dorf und war in wenigen Minuten zu Hause. Meine Schuhe waren voll Wasser, aber ich war glücklich und zufrieden daheim angekommen.
Was lernen wir daraus? Auch wenn sich der Tag nicht danach anfühlt - einfach loslaufen. Die Strecke eskaliert sich dann schon von selbst. Der Vollständigkeit halber: es waren dann 30km und 2000hm.
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