Großglockner Ultratrail 28.07.2018

Mein erstes Ultralauf-Event, die 50km Strecke des Großglockner Ultratrail. Für mich war es ein neugieriges Schnuppern hinein in die Welt der organisierten Trailruns – doch alles von Anfang an.
Prolog
Es ist April, der Wärmste seit Beginn der Messungen. Der Schnee schmilzt schnell. Die geplanten Skitouren fallen förmlich ins Wasser. Mein Ausweichprogramm: Berglaufen. Früher als geplant fing ich also wieder an, die Trails unsicher zu machen. Doch irgendwie fehlte etwas, ich konnte jedoch noch nicht ausmachen, was es war. Die Tage verstrichen, die Läufe blieben, und in meiner Filterblase kamen hier und dort die ersten Berichte über die kommenden Ultratrail-Events zum Vorschein.
Wieder lief ich, an diesem Tag mal einen längeren Lauf. Unterwegs traf ich Gleichgesinnte und wir kamen ins Gespräch. “Wir trainieren auf den ZUT – läufst du auch dort mit?” “Nein, ich bin gerne alleine unterwegs”
Abends zu Hause ertappte ich mich dabei, die Strecken des ZUT zu studieren. Aber so richtig angesprochen haben sie mich nicht. Ich schaute weiter. Welche Events gibt es noch? Ich kam zum GGUT, dem Großglockner Ultratrail. Schnell war klar: die 50km Strecke mit den 2000 Höhenmeter, den Kalser Tauern Trail (KTT), möchte ich machen. Kaum 10 Minuten später war die Anmeldung durch. Puh…ok. 50km. Meine längste Strecke bis dahin waren 43km, allerdings mit 1000hm mehr. Ich dachte mir, ich werde es schon schaffen. Also trainierte ich darauf, sogar mit Unterstützung durch einen Trainingsplan von Michael Arend Training.
Race Weekend
Es ist Freitag, 27.07.2018. Ich packe meine Familie in den Bus Richtung Kaprun, Startnummern abholen und weiter nach Kals auf den Campingplatz. Am morgen nahm mich dann ein sehr nettes Pärchen mit hinunter nach Kals zum Startbereich. Tim, einer der zwei, wird auch die 50km laufen.
6:45: Race Briefing, kurze Einweisung und schon begeben sich die 500 Läufer an den Start. Kurz vor 7 Uhr…es wird herunter gezählt…5, 4, 3, 2, 1…LOOOS. Ich bin jetzt schon sehr beeindruckt von der Stimmung und laufe eingereiht im Pulk mit. Mein Puls ist höher als gewollt. Liegt bestimmt an der Aufregung, aber wohl auch an der schwelenden Erkältung, die ich mit einer frühmorgendlichen Grippostad noch eingedämmt hab.
Uphill
Ich höre in mich und laufe nach Gefühl. Es geht gut, fast gemütlich ins Dorfertal hinein. Diese Schotterpiste ist eher meditativ – Natur genießen ohne auf den Weg achten zu müssen. Ab dem Tauernhaus wandelt es sich und nun wird der Weg ein Trail, sehr schön zu laufen, ab und zu mal gehen. Ich fühle mich wohl. Dieses Terrain mag ich, gerne auch etwas steiler. Vorbei am See sieht man schon die Rampe hinauf ins Joch. Hier und da fange ich an, andere Läufer zu überholen. An der Rampe schlussendlich gehe ich neben dem Weg direkt steil nach oben. Ich mag solche strammen Anstiege einfach. So habe ich sie auch vor der Haustüre.
Im Joch namens Kalser Törl angekommen auf fast 2600m geht es mir richtig gut. Es macht Spaß und der oder andere Plausch mit den anderen Läufern kommt zustande. Jetzt heißt runter zur Rudolfshütte. Der Trail hinab ist technisch für mich eher leicht und ich komme voran. Ich freue mich schon auf das Essen an der Hütte. Nach kurzer Zeit bin ich dort und treffe auf Tim, er hat es bis hierher etwas schneller angehen lassen und ist bereits mit Essen fertig und geht weiter auf die Strecke. Für mich heißt es jetzt allerdings “rein, was rein will”. Obst, Kuchen, Wurst, Käse und viel Trinken.
Nach wenigen Minuten bin ich gestärkt und mache mich auf den Weiterweg. Jetzt heißt es aufpassen. Ein kurzer aber knackig steiler Abschnitt mit technisch etwas anspruchsvolleren Einlagen führt ins hinunter zum Bachbett. An einer Brücke überqueren wir ihn schon geht es wieder bergauf. Gute 600hm gibt es nun zu überwinden. Ich finde diesen Anstieg ziemlich fies, da man durch die Wegbeschaffenheit nicht so richtig in einen Tritt kommt. Nichtsdestotrotz kommt das Kapruner Törl stetig näher und freue mich, als der Blick zum Stausee Moserboden frei wird. Ein bißchen Smalltalk mit den dort sitzenden Bergwachtlern und Mitstreitern und ab geht’s in den Downhill.
Downhill
Ja was soll ich sagen…es folgen nun insgesamt 25km bis Kaprun, davon 17km mit gemessenen 2500hm bergab. Im Joch habe ich mich noch gefreut, die Höhenmeter bergauf nun hinter mir zu haben.
Erstmal geht es sehr anspruchsvoll über blockiges Gelände und Schneefelder hinab. Auch hier fühle ich mich wohl und kann Zeit gut machen. Auch Tim habe ich mittlerweile eingeholt. Es macht riesig Spaß, hier hinunter zu ballern. Am Stausee Moserboden entlang gibt es etwas Entspannung für die vom Bergablaufen geplagten Oberschenkel und schnell bin ich an der nächsten Labstation. Ich nehme mir Zeit. Die Temperatur ist hier jetzt alles andere als angenehm. Viel Trinken und den Bauch nochmal voll machen. 
Den jetzt folgenden Abschnitt bis Kaprun hinunter habe ich dann eher ob der Temperatur leidend überstanden. Jeden Meter hinunter wurde es drückender und heißer. Aber der Weg war keineswegs so, dass man ihn leicht hinunter rollen konnte. Im Gegenteil. Schmale Stücke am Drahtseil, bei denen es rechts sehr steil bis zum Stausee hinab geht wechselten mit steilen wurzeligen Passagen ab. Dann mischten sich noch steile Asphaltabschnitt hinzu und die Oberschenkel waren durch. Es stellte sich langsam aber sicher ein Schmerz ein. Jeder Aufprall wurde mit einem kurzen aber prägnanten “Knirsch” in den Oberschenkel quittiert. Aber hilft ja nix…weiter, weiter, weiter…
Finish
Im Tal angekommen hieß es jetzt nur noch Augen zu und durch. 30° und mehr an Lufttemperatur auf Feldweg oder Asphalt gehören nicht zu meinen bevorzugten Laufbedingungen. Glücklich erblickte ich dann allerdings das Schild “1km bis zum Ziel”…der bis dato längste Kilometer meines Lebens. Nun ging es nur noch durch einen kurzen Tunnel und direkt danach erschien auch schon der Zieleinlauf. Glücklich überschritt die Ziellinie nach 7 Stunden und 33 Minuten.
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